Warum hochsensible Menschen häufig unter Muskelverspannungen leiden, wie
Stress das Nervensystem beeinflusst und welche sanften Bewegungsformen wirklich helfen.
Stell dir vor, du bist eine edle Porzellantasse...wunderschön, filigran und mit einem unglaublichen Gespür für Temperaturunterschiede. Du stehst auf einem Tisch in einem viel zu lauten Café, umgeben von klapperndem Besteck, schrillen Stimmen und diesem einen Barista, der die Espressomaschine bedient, als wäre sie ein Presslufthammer. Jede noch so kleine Erschütterung lässt dich vibrieren, und bei zu viel Chaos fragst du dich: „Wann kommt der Moment, in dem ich einfach nur vom Tisch falle?“
So ähnlich geht es deinem Nervensystem. Es nimmt Reize schneller auf, verarbeitet sie intensiver und wenn zu viel davon auf einmal kommt, fährt dein Körper die Schutzmechanismen hoch: Anspannung, Muskelverkrampfung, Kopfschmerzen.... die Liste ist lang.
Das Höchstmaß an Verspannung ist erreicht.
Warum reagiert dein Nervensystem eigentlich so „genervt“?
Es ist nicht deine Schuld, dass dein Körper sich bei Stress komplett verspannt. Hochsensible Menschen haben ein Nervensystem, das ständig auf Gefahr programmiert ist, nicht, weil sie ängstlich oder „zu empfindlich“ sind, sondern weil ihr Körper einfach ein gutes Frühwarnsystem besitzt.
Die Wissenschaft nennt das „höhere sensorische Verarbeitungssensitivität“, was
nichts anderes bedeutet als: Dein Körper merkt schneller, wenn etwas nicht passt. Während andere noch gemütlich im Stressstrudel vor sich hin dümpeln, hat dein Körper längst den Panikknopf
gedrückt. Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin fluten dein System, und dein Muskeltonus schaltet auf Kampf oder Flucht. Dumm nur, dass du dich nicht mit deiner To-Do-Liste prügeln oder vor
deinen E-Mails weglaufen kannst. Also bleibt dein Körper einfach in Alarmstellung und das bedeutet: Daueranspannung.
Wo sammelt sich all der Stress?
Wenn ich gestresst bin, fühlt sich mein Rücken an, als hätte ich 24 Stunden lang eine Waschmaschine getragen, und mein Kopf drückt so sehr, dass ich das Gefühl habe, mein Gehirn möchte schnellstmöglich meinen Körper verlassen.
Es fängt immer harmlos an: Ein bisschen zu viel Bildschirmzeit, eine unerwartete E-Mail kurz vor Feierabendmit dem Betreff „Dringend!!!“, ein piependes Geräusch, das ich nicht lokalisieren kann und plötzlich merke ich, wie mein Körper sich zusammenzieht und eigentlich nur noch auf die Couch will.
Das Schlimmste ist, dass Hochsensible oft dazu neigen, diese körperlichen Signale einfach zu ignorieren. Wir denken uns: „Ach komm, noch eine Stunde konzentrieren, dann kann ich mich entspannen.“
Das klappt nur leider nie. Stattdessen bewegen wir uns immer weniger, weil jede Bewegung schmerzt und genau da beginnt das Problem.
Klar, du könntest jetzt Yoga machen oder meditieren. Aber wenn du wie ich bist, dann bist du manchmal einfach zu genervt für eine perfekte Yoga-Pose oder bekommst beim Meditieren nur noch mehr innere Monologe. Deshalb zeige ich dir hier ein paar unkonventionelle Methoden, die wirklich helfen können:
Die „Shake-it-off“-Methode
Ja, genau wie Taylor Swift: Hochsensible speichern Stress körperlich daher hilft es, den Körper wortwörtlich auszuschütteln.
Und das geht so:
Stell dich hin, lockere die Knie und beginne, deinen ganzen Körper zu
schütteln. Arme, Beine, Schultern – alles muss mitmachen. Das aktiviert dein Lymphsystem, lockert verspannte Muskeln und bringt dein Nervensystem von „Vorsicht Gefahr!“ auf „Oh, das fühlt sich
aber gut an.“
Die „Erschöpfungs-Tanzparty“
Wenn du dich völlig ausgelaugt fühlst, dann lege deine Lieblingsmusik auf und tanze. Das muss nicht elegant und auch nicht sexy sein, sondern einfach nur intuitiv.
Wackele mit den Armen, schüttele den Kopf, spring herum. Spür mal, welche Bewegungen raus wollen aus deinem Körper. Mach es genau so lange, bis du lachen musst. Lachen entspannt nämlich die Muskulatur und setzt Glückshormone frei.
Der „Fake-Schauspieler-Trick“
Hast du schon mal bemerkt, dass Schauspieler in Filmen oft mit den Händen über ihr Gesicht fahren, tief durchatmen oder sich dramatisch auf ein Sofa werfen? Mach das nach: Grimassen ziehen, Augen rollen, theatralisch seufzen… Ich weiß, dass sich das komisch anhört und am Anfang etwas umgewohnt ist, aber probiere es einfach mal aus. Es muss ja keiner zusehen.
Dein Körper kann nicht unterscheiden, ob das echte Erleichterung ist oder
gespielt. Die Muskeln entspannen sich trotzdem.
Der „Heavy-Pillow-Slam“
Hol dir ein Kissen, und dann schlage es so fest du kannst auf dein Sofa oder
Bett. Stress ist gespeicherte Energie. Wenn du sie nicht loswirst, bleibt sie in deinen Muskeln haften. Also: Kissen nehmen, draufhauen, schreien, lachen und entspannen.
Der „90-Sekunden-Körper-Scan“
Anstatt lange Meditationen zu machen, probiere mal das: Lege dich auf dein Bett oder die gemütliche Couch, schließe deine Augen und scanne deinen Körper von Kopf bis Fuß. Nun frage dich: Wo fühlt es sich angespannt an? Dann konzentrierst du dich genau 90 Sekunden lang ausschließlich auf diesen Punkt. Du atmest genau dorthin und stellst dir vor, wie sich die Spannung löst. Das hilft tatsächlich den Körper wieder aufzulockern.
Last but not least: Komm in Bewegung!
Bewegung ist gerade für Hochsensible wichtig, aber nicht als Pflichtprogramm, sondern als Freude für den Körper. Verspannungen entstehen, weil dein Körper versucht, dich zu beschützen. Also zeig ihm, dass er sicher ist, indem du ihn spielend bewegst.
Und wenn du jetzt denkst: „Oh nein, ich hab mich viel zu lange nicht mehr
bewegt…“ Dann fang genau jetzt an. Dreh die Schultern, bewege deine Zehen, steh auf und strecke dich. Dein Körper freut sich, versprochen!
Wenn du mehr zu diesem Thema wissen willst oder dir eine Beratung wünschst, schreibe mir eine Mail an: info@bewegungsintensiv.de
Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen Beitrag zu lesen.
Genieße den Moment und pass gut auf dich auf,
Sandra
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